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Solo Piano - eine Entwicklung

06. April 2017

Wenn ich zurückblicke auf die Jahre seit meinen ersten Auftritten, bin ich fast ein bisschen stolz, wie sich alles entwickelt hat. Meine ersten öffentlichen Auftritte waren Klassenabende in der Musikschule aber ich hatte dann mit 14 schon bald richtige Engagements als Barpianist auf lokalen Bällen.

Ich erinnere mich noch gut an den Moment, wo diese Solo-Piano-Auftritte plötzlich keine Barjobs mehr waren, sondern richtige Konzerte mit einem aufmerksamen Publikum. Das hat mich anfangs verwirrt, weil ich es nicht gewöhnt war, dass es so leise war und ich habe all die Geräusche vermisst, das Gläserklirren und die Stimmen der Menschen, die sich miteinander unterhalten. Es war zu Beginn ein Gefühl, als wäre man sehr exponiert und ich dachte, nun müsse wirlich jede einzelne Note sitzen.

Ich hatte immer Auftritte als Pianist ohne Band und auch mein erstes Album Chez es Saada besteht zum überwiegenden Teil aus Piano solo Aufnahmen, wohl weil ich mit meinen Bandaufnahmen anfangs nicht zufrieden war und als Pianist alleine ein Niveau erreichen konnte, das mir gefiel.

Auch auf Alma, meinem ersten Album mit Band hatte ich zwei Eigenkompositionen nur mit dem Klavier eingespielt und ich habe nie wirklich aufgehört, mich damit zu beschäftigen und speziell für Klavier zu zwei Händen zu komponieren. Bei meinem dritten Album fühlte ich mich dann bereit, ein wirklich reines Klavier solo Album aufzunehmen und suchte mir dafür mit dem Liszt-Zentrum Raiding den idealen Ort und mit Thomas Lang den idealen Tonmeister aus. Es war die wahrscheinlich härteste Aufnahmesession meines Lebens, weil ich mir extrem viel vorgenommen hatte und mir gleichzeitig sehr unsicher war, z. B. dass meine Time nicht gut genug sein würde. Also bat ich Thomas, mir einen Kopfhörer mit Klick zu richten. Wie verrückt kann man sein? Natürlich waren die dabei entstandenen Takes nicht zu verwenden. Aber in den Pausen zwischen den ernsthaften Takes bat ich Thomas auch aufzunehmen, während ich quasi ziellos spielte und einfach drauf los improvisierte und diese Mini-Improvisationen sollten dann die Basis meiner CD Inventions & Impressions bilden.

Das Album wurde releast und ich hatte auch Auftritte, bei denen ich es präsentieren wollte, aber ich hatte zu viel Angst, alleine auf einer großen Bühne zu stehen. Also entschied ich, meine live gespielte Musik mit Visuals umzusetzen, die ebenfalls live von einem VJ kommen sollten, der auch mit mir auf der Bühne stehen würde. Ich fühlte mich dadurch besser, aber viele Fans im Publikum meinten, dass sie durch die bewegten Bilder abgelenkt wären und dass meine Musik ohnehin Bilder im Kopf des Zuhörers entstehen lasse, was besser wäre. Das hat mich natürlich zum Nachdenken gebracht.

Einige Jahre später war ich dann endlich in der Lage, alleine auf eine Bühne zu gehen, nur ich und ein Klavier. Aber noch immer war ich so nervös, dass ich mir nie hätte vorstellen können ohne Noten zu spielen, auch wenn ich alle Stücke gut kannte und teilweise schon jahrelang immer wieder aufgeführt hatte und eigentlich sowieso auswendig konnte. Also war die letzte Barriere, die Noten wegzulassen und jetzt mit fast 40 Jahren habe ich es endlich geschafft und das macht mich überglücklich.

Letzten Donnerstag hatte ich ein Konzert in einem kleinen, sehr gemütlichen Rahmen in Oberösterreich und für mich hat es die Welt verändert. Meine persönliche Herausforderung war, ein ganzes abendfüllendes Konzert ohne Noten zu geben und wirklich gut zu spielen und es hat geklappt.

Was ist also der nächste Schritt?

 

 

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