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Ausbildung

Im Nachhinein kann ich nicht mehr feststellen, wann wirklich die Entscheidung gefallen ist, professioneller Musiker werden zu wollen. Es fühlt sich aus meiner jetzigen Sicht nicht wie eine aktive Entscheidung an, sondern eher wie eine logische Entwicklung, für die mehrere Persönlichkeiten in meinem musikalischen Umfeld wichtig waren. Kontakt zu anderen Interessierten oder älteren und erfahreneren Musikern, die man bewundert, hat dabei eine elementare Rolle gespielt und manche ihrer Statements bleiben an einem haften wie Leitsätze oder Credos.


Jedenfalls hat eine für mich wichtige musikalische Bezugsperson mir gegenüber erwähnt, als ich ungefähr 16 Jahre alt gewesen sein muss, dass aus seiner Sicht drei Bereiche für eine Musikerpersönlichkeit wichtig sind, nämlich das Performen, Komponieren und Unterrichten. Damals war das für mich noch nicht nachvollziehbar, aber jetzt wo ich auch viel als Pädagoge tätig bin, verstehe ich dieses Statement besser und es ist klarer für mich, was das Lehrer sein bedeutet.

Einerseits beschäftigt man sich jahrelang intensiv mit einer komplexen Materie, die sich einem nur so gut erschließt wie sie einem auch vermittelt wird. Andererseits ist dann wirklich auch die Eigenverantwortung gefragt, nachzuforschen und selbst nach Erklärungen für offene Fragen zu suchen. Ein guter Pädagoge kann aber einem talentierten Schüler sehr viel mit auf den Weg geben und versuchen, ihm so gut als möglich Wissen, Zusammenhänge, Know-how und Handwerkszeug zu vermitteln.

Und das interessiert mich, je älter ich werde, immer mehr und zwar auf unterschiedlichen Niveaustufen. Es ist sogar so, dass ich, je fortgeschrittener und detaillierter meine Auseinandersetzung mit Musik wird, desto mehr daran denke, wie man den Anfang und Einstieg in den Jazzunterricht gestalten sollte, um gewisse Basics zu festigen, die einem sonst später abgehen. Dieser Umstand ist mitverantwortlich für das Entstehen meines ersten Lehrbuchs Jazz Ahead. Was man auch nicht unerwähnt lassen sollte ist, dass sich Inhalte oft für einen selbst ordnen, wenn man darüber nachdenkt, wie man sie strukturiert weitergeben kann.

So habe ich 2011 begonnen, in einer Volksschule 6 -10-jährige Kinder zu unterrichten, was mir wirklich Vergnügen bereitet hat. Diese Tätigkeit musste ich allerdings aufgeben, als ich 2012 an die MUK als Professor für Jazzklavier berufen wurde. In den Jahren, die ich dort unterrichte, habe ich für mich selbst enorm viel gelernt und viele interessante junge Musikerpersönlichkeiten kennen lernen dürfen.

Ausserdem gibt es schon lange zwei Sommerkurse, die mir sehr am Herzen liegen, bei denen ich gefordert bin, mit kompletten Anfängern genauso zu arbeiten, wie mit routinierten Amateuren oder MusikstudentInnen. Es ist eine große Freude, zu beobachten, wie motiviert die TeilnehmerInnen dabei sind, in ihren Ferien mehr über Jazz zu lernen. Diese beiden Jazzseminare seien hier an dieser Stelle wärmstens empfohlen:

NYC-Mattighofen-Musikmarathon

Jazzseminar Schönbach


Martin Reiter, Juni 2018